Riesige Wiener Abwasserwärmepumpen sind ein Paradebeispiel für die Klimainitiative der EU

Aktualisierung: 28. März 2024
Das Wiener Wärmepumpenkraftwerk versorgt bis zu 56,000 Haushalte mit Fernwärme
Das Wiener Wärmepumpenkraftwerk versorgt bis zu 56,000 Haushalte mit Fernwärme.

In einer großen Halle am Stadtrand von Wien transportieren glänzende Rohre aufbereitetes Abwasser durch drei riesige Wärmepumpen. Dies ist Teil der Bemühungen Österreichs, den CO2-Ausstoß und seine Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren, wobei immer mehr europäische Städte diese Alternative in Betracht ziehen.

Die Anlage gilt als die leistungsstärkste Anlage Europas und versorgt bis zu 56,000 Wiener Haushalte mit Fernwärme. Der Betreiber Wien Energie plant, seine Kapazität bis 112,000 auf 2027 Haushalte zu verdoppeln.

„Es ist ganz klar, dass wir unser Energiesystem umbauen müssen, um unabhängig von fossilen Brennstoffen oder von verschiedenen einzelnen Ländern zu werden“, sagte Linda Kirchberger, Managerin von Wien Energie, gegenüber AFP.

Wärmepumpen funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie Kühlschränke, nur dass Wärme und nicht Kälte angestrebt wird. Haushaltswärmepumpen erfreuen sich eines wachsenden Interesses, können aber auch in größerem Maßstab für städtische Heizsysteme eingesetzt werden.

Kirchberger sagte, dass die Anlage großes Interesse bei Energieversorgern in anderen europäischen Städten geweckt habe, die ebenfalls dabei seien, Pumpen zu installieren, die die im Abwasser enthaltene Wärme entziehen und zum Heizen von Haushalten nutzen.

Abwasser

Die Wiener Wärmepumpen, die mit Strom aus einem nahegelegenen Wasserkraftwerk gespeist werden, stehen neben einer Kläranlage.

Seit Dezember wird der stetig fließende Strom an aufbereitetem Wasser aus dieser Anlage durch die Pumpen geleitet.

Die Wiener Wärmepumpen stehen neben einer Kläranlage.

Sie entziehen ihm sechs Grad Celsius Wärme, bevor es zurück in die Donau fließt. Die niedrigere Temperatur des in den Fluss eingeleiteten Wassers sei angesichts der weltweiten Erwärmung ein zusätzlicher Vorteil, meint Experte Florian Kretschmer.

Die gewonnene Wärme wiederum wird in Form von Warmwasser über ein riesiges Fernwärmerohrnetz, das nach Angaben des Unternehmens mit 1,300 Kilometern das drittgrößte Europas ist, an die Kunden von Wien Energie weitergeleitet.

"The Technologie „Wärmegewinnung an sich ist nichts Neues … Das Interessante ist, dass jetzt ein neues Medium, eine neue Energiequelle in Form von Abwasser entwickelt wird … das in unseren Städten immer direkt unter unseren Füßen liegt“, sagte Kretschmer von der Wiener Universität Universität für Bodenkultur (BOKU).

Vor allem in skandinavischen Städten und der benachbarten Schweiz werde bereits Wärme aus Abwasser gewonnen, und in weiteren Städten, beispielsweise im deutschen Hamburg, seien Wärmepumpen mit Abwasser auf dem Vormarsch, fügte er hinzu.

In Wien begannen die ersten Pläne für die Wärmepumpen vor vier Jahren mit einer Investition von 70 Millionen Euro (76 Millionen US-Dollar) für die aktuelle erste Phase.

Wien Energie versorgt 440,000 Haushalte mit Fernwärme, knapp die Hälfte aller Wiener Haushalte.

Wien Energie-Managerin Linda Kirchberger sagt, das österreichische Energiesystem müsse umgestaltet werden.

Energieeffizienz

Laut Kretschmer bekam die Gewinnung von Energie aus der Kanalisation in der EU im Jahr 2018 einen Aufschwung, als der Block Abwasser als erneuerbare Energiequelle anerkannte.

„Da die EU ihr Versprechen einhält, die Energieeffizienz zu verdoppeln, wird der Ersatz ineffizienter fossiler Brennstoffe durch elektrifizierte Lösungen wie Wärmepumpen von entscheidender Bedeutung sein“, sagte Lars Nitter Havro, leitender Analyst bei Rystad Energy, gegenüber AFP.

Etwa die Hälfte aller Haushalte in der EU werde immer noch mit fossilen Brennstoffen beheizt, fügte er hinzu.

Russland war lange Zeit der wichtigste Gaslieferant der EU, aber seit Moskaus Invasion in der Ukraine im Jahr 2022, die die Energiepreise in die Höhe schnellen ließ, strebt Europa nach einer Diversifizierung.

Das Binnenland Österreich ist weiterhin stark von russischem Gas abhängig.

Doch Projekte wie die Wiener Wärmepumpen versuchen Alternativen anzubieten.

„Das Ziel wird immer sein, dass wir wirklich unabhängig sind und den Wienerinnen und Wienern eine sichere Versorgung, aber auch Preisstabilität bieten“, sagte Kirchberger von Wien Energie und blickte dabei vorn auf die still im Hintergrund arbeitenden Pumpen.